Wenn man auf eine Feier mit lauter Personen die ähnlich alt sind wie man selbst eingeladen wird und sich dennoch völlig deplatziert vorkommt, hinterfragt man, wieso das wohl so ist. Die Anwesenden waren zum Großteil zwischen 35 und 40 Jahre alt – die meisten hatten Kids. In meinen Augen waren das alles alte Leute, die wiedermal die große Chance hatten einmal im Monat ein bisschen rauszukommen.
Ich fühlte mich definitiv 5-10 Jahre jünger als alle Anwesenden und als mir mein Führerschein weismachen will. Mag daran liegen, dass ich einen Tag zuvor noch gemütlich im Prater in der Wiese gelegen bin, Frisbee gespielt und ein paar kühle Bier getrunken habe und mir auf unerklärliche Weise ein gewisser Rauch in die Nase gestiegen ist. Man plaudert unbeschwert über das Leben, beobachtet die talentierten Slackliner nebenan und fährt bei Dunkelheit noch ein bisschen E-Scooter und Achterbahn ehe man sich früher oder später im Cabrio mit lauter Musik nach Hause begibt.
Möglicherweise bin ich in meiner Entwicklung einfach stehengeblieben, da ich die Bereiche Partnerschaft, Familie, Kindererziehung und Co. übersprungen habe und seit jeher mein relativ unbeschwertes Single-Leben lebe. Jedenfalls fühle ich mich in der Pratersituation mit lockeren Mitte/Ende-20er Freunden deutlich wohler als an einem Tisch mit Rotwein trinkenden Eltern.
Irgendwann wird mich das aber einholen, das ist mir klar. Wenn ein 16 Jähriger Praktikant auftaucht dessen Vater man locker sein könnte, macht man sich schon so seine Gedanken und fragt sich, wo die Zeit hingekommen ist. Sie bleibt jedenfalls nicht stehen und wird mich gnadenlos in die nächste Midlife-Crises treiben, in der ich wieder irgendeinen gewaltigen Blödsinn anstellen werde – wie damals die 30 Dates in 30 Tagen oder den Festival Sommer oder Bungee Jumpen vom Donauturm. Aber um ehrlich zu sein freue mich schon jetzt darauf.
Jeder spinnt auf seine Weise –
Joachim Ringelnatz
der eine laut, der andere leise.