Als ich im Jahr 2016 in Florenz ankam, wusste ich so gut wie nichts über die Stadt am Arno, außer dass die Kathedrale Santa Maria del Fiore ein Bau ist, den man gesehen haben muss und sich früher viele bekannte Künstler in der Stadt aufhielten. Ich war ein typischer Tourist, der wenig wusste aber den diese Stadt von Start weg begeistert hat. Spätestens beim Anblick der Stadt vom Piazzale Michelangelo aus, war ich fasziniert.
Jahre später habe ich dann angefangen, mich mehr über Florenz zu informieren und über all das, was damals im 14., 15. und 16. Jahrhundert passiert ist. Die Renaissance ist unmittelbar mit Florenz verknüpft und vieles was wir heute an der Kunst so schätzen und bewundern, hatte dort seinen Ursprung.
Die Medici
Inzwischen weiß ich einfach alles über diese Stadt, deren Künstler und natürlich die Medici. Angefangen von Giovanni und seinem Sohn Cosimo, die von der Wahl Baldassare Cossa zum Papst (Johannes XXIII.) stark profitierten und ab 1413 die Päpstlichen Bankiers wurden. Die spannenden Machtkämpfe und Abstimmungen in der Signoria (Regierung) mit der konkurrierenden Familie Albizzi. Die schmerzvolle Verbannung von Cosimo und seinem Bruder Lorenzo aus Florenz ins Exil, im Jahr 1433 und deren glorreiche Rückkehr aus Venedig im Jahr darauf. Ich kenne die Geschichten um den legendären Kuppelbau für die Kathedrale, der 16 Jahre dauerte und durch das verrückte aber brillante Genie Filippo Brunelleschi umgesetzt wurde und bis heute als absolutes Meisterwerk bzw. Bauwunder gilt. Die Fertigstellung und Weihung durch Papst Eugen IV., bei der auch ein gewisser Donatello, guter Freund von Cosimo de Medici (il Vecchio ‚der Alte) zugegen war. Ich weiß alles über die David Bronze von Donatello, den Tod von Cosimo und die nur fünfjährige Übergangszeit durch dessen ältesten Sohn Piero, ehe dessen Sohn Lorenzo il Magnifico (Lorenzo der Prächtige) die Geschäfte übernahm und die Kunst förderte wie nie jemand zuvor.
Botticelli, Michelangelo, Da Vinci, Raffael
Darunter natürlich auch Sandro Botticelli und Michelangelo Buonarroti. Ich kenne die Werke von Botticelli und weiß so ziemlich alles über die Werke von Michelangelo, sei es über die 5 Meter hohe David-Skulptur aus Marmor oder seine Frescen in der Sixtinische Kapelle. Ebenso weiß ich Bescheid über Botticellis “Die Geburt der Venus” und über die faszinierende Schönheit Simonetta Vespucci, die damals wohl mehreren Männern den Kopf verdreht hat. Ich habe mir alles über Leonardo Da Vinci reingezogen, der vielleicht das größte Genie war, das je auf unserem Planeten wanderte – genauso über den viel zu früh verstorbenen Raffael, dessen Verklärung Christi mich im Vatikan damals schon sprachlos machte.
Pazzi Verschwörung und Päpste
Ich weiß Bescheid über die furchtbare Pazzi-Verschwörung im Jahr 1478, bei der Lorenzos Bruder Giuliano ermordet wurde, die erneuten Vertreibungen der Medicis aus Florenz und die beiden Päpste, die aus dieser damals einflussreichsten Familie Europas hervorgingen. Giovanni wurde 1513 Papst Leo X. und Giulio im Jahr 1523 Papst Clemens VII. Die vielen Intrigen, die Geschäfte, die Kriege oder die geplanten Hochzeiten, um die Familie Medici noch weiter zu stärken. Die tollen Frauen hinter den Männern wie Contessina de’ Bardi (Frau von Cosimo) oder Lucrezia Tornabuoni (Frau von Piero).
Florenz ist…
Die Medicis, die Künstler, die Bauwerke und die ganze Geschichte die hinter dieser Stadt steht, hat mich in ihren Bann gezogen wie selten etwas zuvor. Wie gerne hätte ich das Treiben damals verfolgt und dokumentiert, wie der große Giorgio Vasari das getan hat. Florenz ist keine Stadt wie jede andere. Florenz ist Geschichte, Florenz ist Kunst und Kultur, Florenz hat die Welt nachhaltig verändert und sie ist vor allem eines – meine heimliche Liebe. Das nächste mal wenn ich in Florenz bin, wieder über die Ponte Vecchio gehe, durch den Giardino di Boboli spaziere, mir die Uffizien ansehe, vor dem Palazzo Vecchio stehe, den Palazzo Pitti durchquere, ehrfürchtig vor Michelangelos David stehe und am Abend vom Piazzale Michelangelo aus beobachte, wie die Kuppel Brunelleschis in der Abendsonne versinkt, werde ich unendlich dankbar sein – dass ich dieser wundervollen Stadt begegnet bin.