Reime, Knüttelverse oder bewegende Ansprachen: Gedichte bleiben im Gedächtnis, und wenn es nur als kurzes Zitat auf dem T-Shirt oder dem Kaffeebecher ist. Ob brandaktuell und den Zeitgeist ansprechend oder seit Jahrhunderten enthalten und dank seiner universellen Bedeutung unsterblich, Poesie und Literatur bieten Inspiration selbst in schlechten Zeiten.
Was viele Autoren aus der Masse der Literaten abhebt, ist die vom Laufe der Zeit unberührte Relevanz, die durch autobiografische Züge in ihrer Arbeit Widerhall im Leser findet. Hier stelle ich euch mal ein paar der prägendsten Literaten, Poeten und Schreiber vor, die mithilfe Ihrer eigenen Lebensgeschichte Gefühle erwecken und Neues erzählen.
Maya Angelou
Die afro-amerikanische Poetin und Bürgerrechtlerin Maya Angelou, die in ihren Gedichten Kindheitstraumata aufgearbeitet hat, ist durch ihre Werke zur amerikanischen Volksdichterin geworden. „I Know Why The Caged Bird Sings“ – „Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt“ ist das berühmteste autobiografische Werk einer Künstlerin, die trotz aller Schrecken in ihrem Dasein und in ihrer Zeit stets den eigenen Mut bewahrt hat. Maya Angelou, die einst für Martin Luther King gearbeitet und wortgewaltig gegen den Vietnamkrieg protestiert, hat ihre Leidenschaft für Sprache und Poesie, um aufzurütteln und die Welt zu verbessern.
Fjodor Dostojewski
Der russische Literat Fjodor Dostojewski wurde dank seiner Brillanz bereits im 19. Jahrhundert zum ersten selbstverlegten Star der Literatur. Dabei benutzte er seine eigenen Erfahrungen, um psychologisch tiefschürfende und dabei spannende Geschichten zu erzählen. „Der Spieler“, eines seiner Hauptwerke, basiert auf Dostojweskis Leidenschaft für Roulette. Geld zu gewinnen beim Lieblingsspiel gehörte auch bald zu seinem Alltag. Schnell nahm sein Hobby auch so viel Zeit ein, dass es sich fast zu einer Sucht entwickelte. Doch diese Spielsucht wurde zugleich seine Rettung. Weil er seinem damaligen Verleger das bereits noch ungeschriebene Manuskript gegen einen Vorschuss verkauft hatte und in Zeitnot geriet, um es abzuliefern, brauchte er eine Schreibkraft, die nach seinem Diktat arbeiten konnte.
So lernte er seine zweite Frau Anna kennen. Die erst 20-Jährige übernahm nicht nur die Verwaltung seiner literarischen Arbeit, sondern auch die der angespannten Finanzen, selbst wenn bedeutete, ihm ihren Schmuck zum Versetzen im Pfandhaus zu überlassen. Dostojewski gehört noch heute zu den Autoren, deren Bücher regelmäßig auch als Grundlage für Filme in aller Welt herhalten.
Charles Bukowski
Ähnlich wie Dostojewski hat der deutsch-amerikanische Literat Charles Bukowski seine eigenen Dramen auf eine eindrucksvolle Weise in seinen Werken verarbeitet. Der Alkoholiker, der selbst lange am Rande der Gesellschaft gelebt hatte, porträtierte sich selbst mit der gleichen schonungslosen Offenheit wie die anderen Menschen aus seinem Leben. Bukowski schrieb unter anderem auch das Drehbuch zu dem stark autobiografisch angehauchten Hollywood-Film „Barfly“ mit Mickey Rourke in der Rolle des heruntergekommenen Säufers.
Erich Kästner
Erich Kästner, einer der berühmtesten deutschen Dichter des 20. Jahrhunderts, benutzte seine Erfahrungen aus dem Lehrerseminar, aber auch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Weltwirtschaftskrise, für seine Kinder- und Jugendbücher wie „Emil und die Detektive“ von 1929 und „Das Fliegende Klassenzimmer“ von 1933. In dem ersteren Werk, das 1931 verfilmt wurde, gab er sich selbst sogar eine Gastrolle als Redakteur. Jedoch haben die Weltkriege Erich Kästner auch in seinem Schreiben beeinflusst. In fast allen seinen Werken verarbeitet er Teile der Kriegszeit. Besonders zu sehen ist das in seinem Werk „Fabian“.
Antoine de Saint-Exupéry
Doch es muss nicht immer das eigene Elend sein, um die Realität um sich herum in unsterbliche Kunst zu verwandeln. Antoine de Saint-Exupéry wurde mit seinem Roman „Der kleine Prinz“ unsterblich. Dieser Roman erhält zwar nicht viele Aspekte von seinem eigenen Leben, jedoch zeigt er seine Philosophie auf. In dem Buch stellt er sich und dem Leser die Frage stellt, was dem Leben Sinn verleiht. Mit Sprüchen wie „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“ versucht er auch dem Leser davon zu überzeugen hinter die Fassade zu schauen.
Ernest Hemingway
Ernest Hemingway verarbeitete seine Zeit als Korrespondent im Spanischen Bürgerkrieg, um den Welterfolg „Wem die Stunde schlägt“ zu schreiben. Seine Liebe zur Großwildjagd, zum Hochseeangeln und zum Stierkampf zieht sich wie ein roter Faden durch seine Bücher, die ihm den Nobelpreis für Literatur eingebracht haben.
Es müssen nicht immer Romane sein, die den Autoren Ruhm bare Münze einbringen. Shakespeares Sonnette sind zum Teil heute noch ebenso berühmt wie seine populärsten Dramen, und Hemingways Kurzgeschichten stehen auf vielen Universitätslehrplänen.
Die meisten Dichter und Literaten bleiben unbekannt, doch die Freude am Lesen und am Schreiben ist unverändert. Das Internet hat das nur noch weiter verstärkt. Ein Sinnspruch in Reimform oder als Gif am Morgen, ein Gedicht in der Mittagspause – auch häppchenweise machen literarische Werke Spaß. Was einst als elitär galt, kann mittlerweile von jedem versucht werden. Poesie ist sogar als Therapie im klinischen Bereich akzeptiert.
Wie bei Angelou, Dostojewski, Hemingway, Kästner und Tucholsky geht es darum, sich selbst wiederzufinden in geschriebenen Worten. Das kann in einem Gleichnis sein, in einer bekannten Situation, einem Dialogfetzen oder nur einem Gefühl. Die beste Literatur spricht das Herz mindestens ebenso stark wie den Kopf an.
Das gilt auch für moderne Dichter, ob sie nun die erste Zeile schreiben oder das zehnte Werk in einer Zeitschrift oder einem Buch veröffentlichen. Gelesen wird, was wahr ist. Das gilt auch für Erfundenes, solange die Emotionen echt bleiben.