Italien und Österreich sind im Bereich der Kultur durch eine lange, wechselseitige Geschichte verbunden. Dabei stand am Anfang die Literatur – so verfasste schon im 14. Jahrhundert der große italienische Schriftsteller Francesco Petrarca einen Teil seines Schaffens in Wien. Zwar waren zu dieser Zeit weder der österreichische noch der italienische Nationalstaat existent, die spezifischen regionalen Einflüsse von jenseits der Alpen spiegelten sich aber bereits deutlich in der Literatur wider. Ab dem 15. Jahrhundert arbeiteten dann viele italienische Dichter und Literaten an der Wiener Hofburg – und beeinflussten von hier aus die Kultur des Habsburger Vielvölkerreiches entscheidend mit. So zählte Italienisch zu den offiziellen Sprachen am Hof des Kaisers, die angestellten Poeten von jenseits der Alpen trugen einen entscheidenden Teil zur öffentlichen Glorifizierung des Kaiserhauses bei. Und als dann im 19. Jahrhundert gesellschaftliche Umwälzungen zu einer Verschiebung sozialer Eliten von den Höfen in die aufblühenden Städte führten, wurde die in Österreich verfasste italienische Literatur zunehmend populärer.
Der Einfluss Italiens heute – zwischen Popkultur, Marketing und Literatur
Der starke Einfluss italienischer Literaten auf Österreich und ganz Europa tritt auch heute noch deutlich zutage. Naturgemäß dominieren hierbei oft Klischees. Besonders gut lässt sich dies am Beispiel des „Dolce Vita“ veranschaulichen. Entgegen der ökonomischen Realitäten in einigen Teilen Italiens, wird dieser Begriff häufig mit einer sehnsuchtsvollen Vorstellung italienischer Lebensart verbunden, bei der gutes Essen, Wein und süßes Nichtstun im Mittelpunkt stehen. Im Tourismus findet das Konzept des „Dolce Vita“ Eingang in zahlreiche Slogans und geht mit einer Verklärung von Sehnsuchtsorten wir Florenz oder Rom einher. In der Unterhaltungsbranche findet sich die spezifische Vorstellung italienischer Lebensweisen ebenfalls wieder. So zählt „La Dolce Vita“ aus dem Jahr 1960 für Fans von Italien noch immer zu den beliebtesten Filmklassikern. Auch im Online-Casino von Betway dreht sich beim Online Slot „La Dolce Vita“ alles um die zeitlose Ästhetik der hügeligen Landschaften Norditaliens. Natürlich darf hier auch die Flasche Wein nicht fehlen. Und nicht zuletzt in der Autobranche wird das populäre Klischee für findige Marketingkampagnen genutzt, etwa beim Fiat 500 Dolcevita.
Kein Wunder also, dass die von italienischen Literaten etablierten Vorstellungen italienischer Kultur – die nicht immer der Realität entsprechen müssen – nicht nur in der Popkultur, sondern auch in der heutigen österreichischen Literatur eine zentrale Rolle spielen. Für Aufsehen sorgte dabei etwa der italienische Autor Marco Balzano, der mit seinem Buch „Ich bleibe hier“ einen kleinen Hit landen konnte. Dass die wechselseitige Beeinflussung der beiden historischen Regionen Italien und Österreich dabei eine zentrale Rolle spielt, ist kein Wunder: schließlich spielt sein Roman in Südtirol, einem Gebiet das seit Jahrhunderten kulturellen Einflüssen von beiden Seiten der Alpen ausgesetzt ist.
Zugrunde liegt den wechselseitigen Einflüssen – abseits von Touristenattraktionen wie dem Karneval von Venedig und ikonischen Literaten – aber auch ein systematischer Kulturaustausch, der zum einen in der geografischen Nähe der beiden Kulturräume begründet liegt, zum anderen aber auch in geopolitischen Machtverschiebungen. Besonders ab dem 19. Jahrhundert wurden an der Universität Wien etwa italienische Fremdsprachenkurse angeboten. Der Hintergrund: durch die neu ins Habsburgerreich eingegliederte, norditalienische Provinz Venetien entstand in der Verwaltung eine riesige Nachfrage nach Italienisch sprechenden Beamten. Im Zuge dieser Intensivierung der sprachlichen und kulturellen Beziehungen folgte auch bald die Gründung einer italienischsprachigen Zeitung in Wien sowie einer deutschsprachigen Zeitung in Mailand. Und auch wenn Venetien längst wieder Teil des italienischen Nationalstaates ist, treten die kulturellen Überschneidungen in Regionen wie Südtirol – nicht zuletzt in der Literatur – deutlich zutage.
Fazit: Kulturgeschichte als wechselseitige Beeinflussung
Was also bleibt nach einer kulturgeschichtlichen Betrachtung Italiens als Sehnsuchtsort des Nordens? Die historischen Fakten machen deutlich, dass die Kultur Österreichs und ganz Europas maßgeblich von italienischen Literaten beeinflusst wurde – dies nimmt bereits im 14. Jahrhundert an der Wiener Hofburg seinen Anfang. Die frühen Einflüsse von ikonischen Autoren wie Francesco Petrarca ziehen sich bis heute durch Popkultur, Marketing und Literatur, häufig jedoch in Form von vereinfachenden Klischees. Dabei wird außerdem immer wieder deutlich, dass kulturelle Einflüsse in beide Richtungen wirksam sind und häufig einen geopolitischen Hintergrund haben – exemplarisch zeigt sich dies an der Veröffentlichung deutschsprachiger Tageszeitungen in Italien und italienischsprachiger Gazetten in Österreich.
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