Ein Fitnesscenter ist ein Ort der Kuriositäten. Über Jahre hinweg erlebt man dort Szenen und Geschichten, die einen sprachlos machen, verwundern, beeindrucken und amüsieren. Man erlebt wilde Transformationen, rücksichtslose und wütende Menschen, Flirts, Liebesdramen und Unterhaltungen die über den Zeitgeist hinausreichen.

Transformationen

Zu den Transformationen fallen mir drei Personen des männlichen Geschlechts ein. Der eine betrat mit 16 das erste mal das Spielfeld. Ein Spargeltarzan sondergleichen. Mit einer enormen Konsequenz trainierte der Kerl Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat. Zuerst mit seinem Freund, schon bald nur noch alleine. Sein Pensum konnte niemand mitgehen. Drei Jahre später ist der besagte Jüngling etwa das doppelte von damals und definiert wie ein Weltklasse Athlet. Chapeau! Ein anderer Herr trat mit etwa 150 Kilogramm Körpergewicht sein Training an und verlor in den letzten zwei Jahren gut 40 davon. Es beeindruckt mich jedes mal, wie er sein einstündiges Cardio durchzieht, schwitzt ohne Ende aber immer dranbleibt und nicht aufgibt. Der Erfolg gibt ihm uneingeschränkt recht. Am meisten von allen imponiert mir jedoch ein etwa 60 jähriger Mann, der vor drei Jahren einen Verkehrsunfall hatte und sich danach nur noch mit Hilfe eines Stocks, minimalst fortbewegen konnte. Jeder Schritt brauchte unfassbar viel Zeit. Wie er sich regelrecht zum Ausgang quälte, tat mir innerlich weh. Während ich Woche für Woche meine Strecken am Laufband absolvierte, führte er seine Reha durch und hielt sich neben mir, links und rechts mit den Händen fest, um am Laufband im geringst möglichen Tempo einen Schritt nach dem anderen zu machen. Heute braucht er keinen Stock mehr und kann in beinahe normaler Geschwindigkeit, völlig selbstständig gehen. Das ist für mich wie ein Wunder und auch wenn ich es ihm noch nie gesagt habe, bin ich unfassbar stolz auf ihn.


Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft – vielmehr aus unbeugsamen Willen.

Mahatma Gandhi

Kurioses

Ja, auch Kurioses gibt es. Ein guter Ort dafür ist der Männer-Umkleidebereich. So erinnere mich leider an die Szene als ich die Türe zu den Duschen öffnete und es aus dem Hintern eines etwas korpulenteren Mannes derart herausschäumte als hätte er vorhin sein halbes Duschdas darin versenkt. Islands Geysire waren mir noch nie präsenter als zu diesem Augenblick. Andere Leute putzen sich unter der Dusche die Zähne, rasieren sich das Gesicht oder gleich mal den ganzen Kopf. Manche reihen unzählige Cremes vor sich auf und führen komplette Beauty Routinen durch. Da soll noch einer sagen, Männer achten nicht auf Hygiene. Gut – das trifft wohl nur auf eine Hälfte zu – die andere verzichtet wiederum komplett darauf und sondert Gerüche ab, die – ich bin mir sicher – töten könnten. In Erinnerung geblieben ist mir auch ein Gefecht zwischen zwei 80 jährigen, fitten Pensionisten – die sich an die Gurgel gingen, da sich der eine weigerte nach einer misslungenen Reise nochmal ein Flugzeug zu betreten. Der Streit wurde schlussendlich mit einem “Wast wos, leck mich – du bist afoch a Trottl, sunst nix.” beendet.

Liebe, Flirts, Affären

Ein Fitnesscenter ist auch immer ein Ort besonderer Momente und Begegnungen. Eine sehr sportlich und attraktive Dame, komplett tätowiert und immer in einem sexy Outfit zugegen – hat dieses Fitnesscenter zu ihrem persönlichen Spielplatz auserkoren. Mit drei Männern hatte sie inzwischen Beziehungen. Zwei davon vergossen in der Umkleidekabine nicht nur Schweiß sondern auch Tränen und hatten für sehr lange Zeit ein sehr trauriges Gesicht. Geküsst hat sie dort nachweislich fünf Typen, mir entgeht einfach nichts. Die Männer fliegen ihr zu, wie Motten in das Licht. Es ist ein niemals enden wollendes Spektakel und so gebe ich unterbewusst schon Tipps ab, wer wohl der nächste sein wird. Auch ich selbst wurde schon mal in einen Flirt verstrickt und von einer anderen Lady in einen Sommerflirt hineingezogen. Das ist allerdings schon wieder einige Jahre her und war so schräg, dass ich mir gar nicht mehr sicher bin, ob das damals eigentlich alles wirklich passiert ist.

Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.

Teresa von Ávila

Ansonsten gibt es vielerlei unterschiedliche Charaktere auf die man trifft. Der eine Typ, der täglich am Ergometer trainiert und trotzdem immer dicker wird. Die Frau, die jedes Fitnessgerät mit Unmengen an Desinfektionsspray durchnässt, bis es auf den Boden tropft. Die aktuelle Jugend, die 15 Minuten an einem Gerät verbringt, davon nur eine Minute trainiert und 14 Minuten auf Tiktok und Instagram verweilt. Die dubiosen, aufgepumpten Typen, die viel zu laute Töne von sich geben, sich im Spiegel beobachten und manchmal ihre Muskel küssen. Die richtigen Proleten, die lautstark telefonieren weil sie so unfassbar wichtig sind, sich zu viel Gewicht aufladen und nach einer einzigen Wiederholung mehrfach auf die Brust und Schulter klopfen. Die Alibi-Trainierer, die jede Übung viel zu kurz und meist verkehrt ausüben – sodass es für ihre Gesundheit besser wäre, wenn sie einfach nur spazieren gehen würden. Die ganz besonders attraktiven und sportlichen Frauen, die einfach von jedem einzelnen Typen im Fitnesscenter angestarrt werden. Die Personen, die weniger trainieren dafür mehr politische Diskussionen und Wirtschaftliche Unterhaltungen führen und nicht zu vergessen die fröhlichen Menschen, die Lachkrämpfe bekommen, weil sie sich während des Trainings lustige Videos auf ihrem Handy hineinziehen.

Es ist schon eine eigene Welt mit eigenen Menschen – die mir aber in all den Jahren doch ein wenig ans Herz gewachsen sind. So freue ich mich schon auf die nächsten Besuche – da man nie genau weiß auf wen man trifft und was diesmal wieder passieren wird.

Sag mir was du denkst

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>