Wer etwas länger in Wien verweilt, wird merken, dass Würfel-, Karten- und Brettspiele ein fester Bestandteil der Wiener Freizeit sind. Sie haben in der Hauptstadt Österreichs eine weitreichende Tradition und stehen in enger Verbindung mit der lokalen Kaffeehaus- und Casino-Kultur. Auch in der Ära der Digitalisierung haben sie weder für Alt noch Jung ihren Reiz verloren. 

Spielkultur im 18. Jahrhundert

Die zunehmende Industrialisierung sowie das aufgehende Bürgertum im 18. Jahrhundert führten zum Wachstum einer lebhaften Wirts- und Kaffeehauskultur in Wien. Neben der lokalen Gastronomie und dem sozialen Leben florierte die Spielkultur. Besonders in den Kaffeehäusern trafen sich die Menschen nicht nur zum Plaudern und Lesen, sondern auch zum Spielen. Beliebt waren das österreichische Original Schnapsen oder verschiedene Varianten des Tarocks wie das Königrufen, das Zwanzigerrufen oder das Neunzehnerrufen. Gleichzeitig florierte auch die Produktion der Spielutensilien. Eines der bekanntesten Produkte waren die Spielkarten von Piatnik, das bis heute einer der größten Hersteller von Spielkarten aller Art ist. 

Auch das Schachspiel vergrößerte immer mehr seine Fangemeinde in Wien. Zwar war es seit dem Hochmittelalter ein bekanntes Brettspiel, doch mit der Verbreitung der Kaffeehäuser erlangte es eine immer größere Bedeutung als Freizeitbeschäftigung. Talentierte Spieler aus ganz Europa strömten nach Wien und trafen sich in Kaffeehäusern wie Café Central oder Sluka. Damit begann das goldene Zeitalter des Wiener Schachs, dass europaweit zum erheblichen Popularitätswachstum des Königsspiel herbeiführte.

Casinos als neue Spielstätten

Im 20. Jahrhundert entwickelten sich Casinos zu neuen Spielstätten. Gemäß dem europäischen Trend wurden in Österreich zuerst in Kurorten Spielbanken eröffnet. Den Startschuss für diese Entwicklung legte 1934 die Gründung des Casinos in Baden, das im Südwesten von Wien mit regem Spielbetrieb die Schönen und Reichen aus ganz Europa willkommen hieß. Die positive Resonanz der spielbegeisterten Menschen in den Kurorten führte zur Eröffnung von neuen Spielstätten auch in den größeren Städten Österreichs. In Wien wurde 1961 der Betrieb des Casinos Wien im wunderschönen Le Palais gestartet. Schick gekleidet verbrachten die Gäste hier ihre Abendstunden mit geselligem Spielspaß. 

In den 1970er Jahren passten sich die europäischen Casinos den Spieletrends aus der USA an. Schon lange hatte die amerikanische Casino-Branche ihren Spielbetrieb mit Automatenspielen modernisiert. Auch in Europa wurden nun die kunterbunten Slots, die schnelles Gameplay im Solospiel versprachen, immer beliebter. Im Casino Wien belebte diese Entwicklung den Spielbetrieb und erhöhte die täglichen Gästezahlen.

Die Spielkultur im Rahmen der Digitalisierung

In den 1990er Jahren veränderte sich die Spiel- und Freizeitkultur auf globaler Ebene. Die Kommerzialisierung des Computers und des Internets führte das digitale Spielen in die heimischen Wohnzimmer. Infolgedessen vergrößerten Video- und Computerspiele kontinuierlich ihre Reichweite. Gleichzeitig erhielten Karten-, Brett- sowie Slotspiele Einzug in die digitale Welt. Heute spielt die Digitalisierung eine bedeutende Rolle in der Spielkultur. Entwickler, Verkäufer und Verbraucher sind im Internet miteinander vernetzt und treiben gemeinsam die Gaming-Industrie voran. Populäre Portale diesbezüglich sind virtuelle Vertriebsplattformen, die Computer- und Videospiele verkaufen, sowie Spielserver, die klassische Spiele wie Schach oder Skat anbieten. Thematisch vielfältige Slots werden hingegen in Online-Casinos mit virtueller Vegas-Atmosphäre vertrieben. 

Durch die Digitalisierung hat sich auch die Wiener Spielkultur verändert. Spieler sind nicht mehr an die lokalen Angebote gebunden und können mit nur wenigen Klicks auf eine endlose Auswahl an Spielen zugreifen. Darunter sind nicht nur die innovativen Veröffentlichungen der letzten Jahrzehnte, sondern auch fast alle traditionellen Spiele mit weitreichenden historischen Wurzeln zu finden. Gleichzeitig wird an den lokalen Traditionen festgehalten. Das Casino Wien ist weiterhin ein viel besuchtes Etablissement, das Livespiel auf klassische Art sowie Abendunterhaltung mit Glanz und Glamour verspricht. Darüber hinaus führen einige Cafés und Bars in Wien die alte Spieltradition fort, wie zum Beispiel das Café Benno oder das Brot & Spiele. Hier können die Spieler nicht nur lecker essen und trinken, sondern auch bis kurz vor Ladenschluss mit Freunden zocken. Die Wiener Bevölkerung schätzt zwar die Begebenheiten des digitalen Spiels, hält aber dennoch an den alten Traditionen fest. Für viele Menschen sind die Spielerlebnisse vor Ort und in reger Geselligkeit immer noch ein fester Bestandteil der lokalen Freizeitkultur.