Die Diskussion über Parkplätze und die gerechte Aufteilung der Innenstädte hat längst auch Steyr erreicht. Spätestens seit Anfang des Jahres das Gratisparken am Tabor abgeschafft wurde, klagen Anwohner und Pendler über die aus ihrer Sicht ungerechte Mehrbelastung. In der Tat verdient die Stadt an den Parkgebühren und den rund 50 Euro im Jahr kostenden Anwohnerparkausweisen gutes Geld. Auch die teilweise neu geschaffenen Park & Work-Stellflächen zu Preisen um 45–55 Euro im Monat sind keine Schnäppchen. Doch ist es nicht eigentlich gerecht, für Parkplätze in der Stadt eine angemessene Gebühr zu verlangen?

Was kostet ein Parkplatz die Kommune?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Fest steht aber, dass selbst einfache Parkplätze am Straßenrand bares Geld wert sind. Der Flächenverbrauch durch stehende Fahrzeuge ist enorm, hinzu kommen Kosten für die Instandhaltung der Straßenfläche. Das Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg geht davon aus, dass „Errichtung und Unterhalt von Parkständen“ rund 50 Euro im Monat kosten. Außerhalb von Metropolen kommen nach diesen Berechnungen monatlich rund 15 Euro an sogenannten Opportunitätskosten hinzu. Also jene Kosten, die den Kommunen dadurch entstehen, dass der Platz nicht anderweitig nutzbar ist. In Metropolen sind die Opportunitätskosten noch deutlich höher.

Was spricht dennoch für kostenlose Parkplätze?

An vielen anderen Orten ist eine effiziente Parkplatzbewirtschaftung längst zur Normalität geworden. So bietet beispielsweise das Parken am Flughafen Salzburg Reisenden eine bequeme und stressfreie Möglichkeit, ihre An- und Abreise entspannt zu gestalten.

Den Menschen in Steyr ist das aber natürlich nur ein schwacher Trost. Und tatsächlich gibt es natürlich auch gute Argumente, die gegen eine (intensive) Bewirtschaftung von Parkplätzen sprechen. Pendlerinnen und Pendler, die darauf angewiesen sind, mit dem Auto nach Steyr zu fahren, sorgen etwa dafür, dass die lokale Wirtschaft floriert. Zudem sind viele von ihnen in essenziellen Bereichen tätig. So pendeln etwa Lehrerinnen und Krankenpfleger häufig nach Steyr.

Auch Touristinnen und Touristen, sowie Besucher aus dem Umland, die zum Einkaufen in die Stadt kommen, sind Wirtschaftsfaktoren. Ihnen ein attraktives Umfeld zu bieten, sollte Aufgabe der Kommune sein. Gerade mit Blick auf die Konkurrenz durch größere Städte wie Linz ist es schließlich ohnehin nicht immer einfach, Menschen zum Shoppen nach Steyr zu locken. Kostenlose Parkgelegenheiten sind eine einfache Möglichkeit, die Fahrt in die Stadt attraktiver zu machen.

Welche Alternativen gibt es?

Wenn es um die Beruhigung des Autoverkehrs in den Städten geht, lohnt sich oft ein Blick ins Ausland. Gerade die fahrradbegeisterten Niederländer setzen schon seit Jahrzehnten entsprechende Projekte um. Nicht nur in den großen Städten wie Amsterdam, sondern auch in kleineren Gemeinden wie dem etwa 50.000 Einwohner großen Houten in der Nähe von Utrecht, werden Mobilitätskonzepte anders gedacht. Die Innenstadt ist dort mittlerweile völlig autofrei. Für Besucher von außerhalb werden am Stadtrand Parkplätze bereitgestellt, die mit Shuttlebussen an die Innenstadt angeschlossen sind.

Solche Lösungen lassen sich natürlich nicht 1:1 auf Steyr übertragen. Sinnvoll ist der Blick über den Tellerrand aber dennoch. So zeigt er, dass den Bürgerinnen und Bürgern attraktive Alternativen zum Parken in der Innenstadt angeboten werden müssen, damit diese den langfristigen Rückbau von Parkraum akzeptieren. Der Stadtbus Steyr ist dafür gut aufgestellt. Dichtere Taktungen und ein gezielter Anschluss ans Umland wären sinnvolle Projekte, um die Auslastung der Parkplätze in der Stadt zu verringern.

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