Wenn man alleine nach Paris reist und Single ist, sollte man wirklich gefestigt sein – vor allem wenn man auch nur den kleinsten Hauch von Romantik in sich trägt. Denn die Stadt der Liebe trägt ihren Namen völlig zu recht. Zu sagen Paris ist schön, ist schlichtweg untertrieben. Egal ob man durch die gepflegten Gärten spaziert, an den tausenden alten Gebäuden mit den französischen Balkonen vorbeischlendert oder in einem der so schön verzierten und beleuchteten Cafes Platz nimmt. Diese Stadt hat unendlich viel Flair. Die Musik die aus den Lokalen tönt, die Seine die unter den zahlreichen Brücken hindurchfließt und der Eiffelturm, der einem aus beinahe jedem Winkel der Stadt entgegenlächelt und dadurch alles nochmal ein Stück bezaubernder macht. Abgerundet wird das noch von der französischen Sprache und den tollsten Museen und Kunstwerken, die es auf unserem Planeten gibt.
Die großen Momente
In so einer gewaltigen Stadt wie Paris bleiben einem natürlich die großen Dinge in Erinnerung. Für mich war das zum Beispiel ganz oben am Eiffelturm zu stehen, stundenlang die größten Kunstwerke des 19. Jahrhunderts im Musee D’Orsay zu sehen, die weltberühmten Statuen von Rodin zu bestaunen und im Pantheon und im Louvre inmitten all der großen Geschichte und Persönlichkeiten vergangener Zeiten zu stehen. Oder auch in Montmatre vor dem Bateau-Lavoir zu stehen, die Seerosen Monets in der Orangerie zu bestaunen und später den tollen Sonnenuntergang von der obersten Etage des Centre Pompidou zu genießen. Aber selbst in Paris findet man unscheinbare Kleinigkeiten und besondere Augenblicke, wenn man nur genau darauf achtet.
Die kleinen Momente
So gab es für mich drei kleine Momente, die mir nicht minder in Erinnerung geblieben sind. Da wäre das verliebte Paar im Skulpturengarten Rodins. Der wunderschön angelegte Garten des Rodin Museums beherbergt unzählige große Skulpturen, darunter auch “Der Denker” oder “Die Bürger von Calais”. Im Hintergrund der Skulpturen ragen einem der Eiffelturm und die goldene Spitze des Invalidendoms – der letzten Ruhestätte Napoleons – entgegen. In dieser unfassbar schönen Szenerie saß ein frisch verliebtes Paar, lachend und küssend, auf einer Parkbank. Selten (zuletzt in Kopenhagen) habe ich ein so glücklich, verliebtes Paar gesehen und in diesem Rahmen war dieses Glück doppelt und dreifach schön mit anzusehen. Genau so muss es sein.
Der zweite kleine Moment dauerte in etwa 60 Sekunden und ich durfte ihn mit 20 fremden Menschen aus allen Teilen der Welt erleben. Bei der Liftfahrt von der Spitze des Eiffelturms hinab nach unten in die zweite Etage, war auch ein spanisches Paar mit einer etwa 6-jährigen Tochter dabei, die plötzlich anfing ein Lied zu singen. Während wir den Blick über Paris genossen, sang sie wunderschön vor sich hin. Wir grinsten und lachten uns alle gegenseitig an, weil das ein so herziger Moment war. Am Ende der Fahrt applaudierten und jubelten alle der kleinen Künstlerin zu. Das war die wohl beste Liftfahrt für jeden einzelnen von uns und ein weiterer kleiner, wunderschöner Moment.
Der dritte Moment ereignete sich in Montmatre, nur unweit vom Moulin Rouge in der Rue Lepic. In einer feinen Patisserie stand eine Menschenschlange, auf der Jagd nach überteuerten Süßigkeiten, bis hinaus auf das Trottoir. Direkt daneben saß ein Obdachloser am kalten Boden, mit löchrigen Socken und Badeschlapfen. Der Kontrast hätte größer nicht ausfallen können. Nachdem ich vorbeiging und das Bild so absurd fand, machte ich kehrt und ging zurück um ihm einen Schein in die Hand zu legen. Was folgte waren Millisekunden in denen seine Augen zu strahlen begannen und sich ein großes, dankbares Lächeln in seinem Gesicht formte. Das prägte sich bei mir ein und war ein weiterer kleiner Moment, den ich nicht mehr vergessen werde und der mir deutlich mehr bedeutete als das Lächeln der Mona Lisa im Louvre am Vortag.
Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.
Francis Bacon
Dankbarkeit
Nach dieser Reise, der bereits 14. in diesem Jahr, herrscht bei mir einfach nur große Dankbarkeit. Ich bin mir bewusst, dass ich gesegnet bin all diese großen und kleinen Dinge erleben zu dürfen. Paris und das D’Orsay standen schon lange auf meinem Wunschzettel – und nochmal ganz oben auf diesem unglaublichen Eiffelturm stehen und über Paris blicken zu können war ein Fest. Paris oder Florenz waren heuer meine ganz großen Wunschziele, dass ich nun noch beides hintereinander in dem Jahr erleben darf, macht mich wirklich sehr, sehr glücklich. Man liest sich also schon bald wieder – aus der Stadt am Arno, der Stadt der Medici, meiner Lieblingsstadt – Florenz.
Wenn der liebe Gott sich im Himmel langweilt, dann öffnet er das Fenster und betrachtet die Boulevards von Paris.
Heinrich Heine
0 Kommentare zu “Paris. Schön ist untertrieben”