Die 15. und vermutlich letzte Reise in meinem Reisejahr 2024 führt mich in meine Lieblingsstadt Florenz. Um endlich wieder den vielen Spuren der Medici und der großen Kunst nachgehen zu dürfen habe ich diesmal ganz spontan den ÖBB Nightjet und deren neuen Mini Cabins gewählt. Im optimalen Fall geht es rund 11 Stunden mit dem Zug durch die Nacht in Richtung Arno, wo man dann eine Stunde vor Ankunft mit einem Frühstück geweckt wird. Wer eine ruhige und durchgeplante Anreise bevorzugt, sollte besser nicht den Zug nehmen. Durch die ständigen Fahrplanänderungen muss man doch recht flexibel sein. Alleine am heutigen Abreisetag habe ich 10 E-Mails wegen Streckensperren und Zeitänderungen bekommen – so konnte ich auch nicht wie geplant in Wiener Neustadt zusteigen sondern musste erst zum Wiener Hauptbahnhof. Voraussichtlich kommen wir auch erst 2 Stunden später an als geplant – aber wie hat der nette Mitarbeiter von der ÖBB darauf gesagt:
Man weiß nie was alles passiert, Florenz ist weit weg – das Leben ist unberechenbar, allein in dieser Stunde sterben weltweit zigtausende Menschen, wir wissen alle nicht was in den nächsten Stunden passiert, darum einfach entspannen und morgen früh wissen wir dann mehr.
Sehr weiser Mitarbeiter der ÖBB
Mini Cabins – Coole Sache für die Minderheit
Bereits nach den ersten beiden Stunden in der Mini Cabin des neuen Nightjets kann ich sagen, dass diese Reiseart wirklich nur für die Minderheit geeignet ist. Große Menschen fallen raus, genauso wie Menschen mit Platzangst, alte Menschen die sich nicht mehr gut bewegen können oder auch korpulente Menschen. Zusätzlich ist es auch nicht für Menschen geeignet, denen Hygiene wichtig ist. Auf dem Leintuch waren mehr Haare als ich je in meinem Leben auf einem anderen Leintuch gesehen habe. Lärmempfindliche Menschen fallen genauso aus, da man wirklich alles durch die dünnen Wände hört – vor allem das piepsen des Bedienteiles, mit dem man das Licht steuern kann. Ansonsten sind diese kleinen Kokons aber ziemlich cool. Mit 173cm Größe hat man gut Platz, man hat einen Schreibtisch den man ausklappen kann und auf dem man am Laptop arbeiten kann. Es ist angenehm warm, man hat Strom, man kann das Licht steuern und es gibt ordentliches WLAN im Zug. Je länger ich im Zug sitze umso besser gefällt es mir. Was braucht man also mehr. Entspannen, zurücklehnen – Musik hören, ein wenig Arbeiten, beim Fenster rausschauen und am Morgen im wunderschönen Florenz erwachen.
Wer die Enge seiner Heimat begreifen will, der reise. Wer die Enge seiner Zeit ermessen will, studiere Geschichte.
Kurt Tucholsky
Glücklich in das neue Jahr hinein
Dass ich das Jahr 2024 mit Paris und Florenz abschließen werde hätte ich vor zwei Monaten nicht zu träumen gewagt und macht mich wirklich überglücklich. Diese schönen Städte, die besonderen Orte und berühmtesten Kunstwerke der Welt in so kurzer Zeit sehen zu dürfen ist wirklich ein Traum für mich. Nun bin ich also 2,5 Stunden im Zug unterwegs – werde mir noch einen Kunstpodcast anhören, etwas Schach spielen, Pläne für das neue Jahr schmieden, mich schlafen legen und irgendwann – kurz vor Florenz – mit dem Duft von frischem Kaffee geweckt werden.
Der Sinn des Reisens besteht darin, die Vorstellungen mit der Wirklichkeit auszugleichen, und anstatt zu denken, wie die Dinge sein könnten, sie so zu sehen, wie sie sind.
Samuel Johnson