Geplant von Otto Wagner, erbaut durch Anton Breyer – zerlegt von der Badener Jugend um die Jahrtausendwende. An einem einzigen Abend, das genaue Jahr habe ich leider vergessen, öffnete die legendäre Villa Hahn ihre Pforten für eine Halloween Party. Normalerweise verbrachte man als Jugendlicher Badens seine Nächte hauptsächlich im Melkerkeller, Ayers Rock oder Tanzpalast Baden. Nicht aber diesen besonderen Halloween Abend.
Diese bis heute mysteriöse Party wurde damals auf kleinen orangen Flyern, in schwarzer Schrift, angekündigt. Es war eine kalte, nebelige Halloween Nacht und ohne großartiges zu erwarten oder lange nachzudenken, folgten wir nach einem kurzen Vorglühen im Bluhmuhn, den Lettern auf dem Stück Papier. Einer in der Gruppe wusste natürlich wo diese Villa stand – ich hatte bis dahin ehrlich gesagt keine Ahnung. Am Weg dorthin begegnete ich auch meiner damaligen Flamme, die ein paar Meter vor uns mit ihren Freundinnen durch den Nebel wanderte.
Vor der Villa Hahn angekommen, machte sich ein großes Grinsen auf meinem Gesicht breit. Was für ein toller Bau. Die Musik dröhnte bereits lautstark nach außen und durch die großen Glasfenster strahlten bunte Lichter in allen Farben. Von der Eintrittshöhe habe ich leider keine Ahnung mehr aber bei den Säulen erhielt man statt eines damals üblichen neonleuchtenden Papiereintrittsband oder Stempel, einen Kabelbinder um das Handgelenk montiert. “Soll so sein”, dachte ich mir und wollte nur noch hinein.
Drinnen angekommen fühlte man sich umgehend wie in einem amerikanischen Teenie-Film. Als wären die Eltern von jemanden verreist und diese Person schmeißt hier einfach eine riesige Collage-Party für alle. Das Erdgeschoss und der Keller waren geöffnet aber so wie es hier aussah und jeder durcheinander rannte bin ich mir sicher, dass sich auch im Obergeschoss die einen oder anderen vergnügten. Garderobe gab es keine, genau so wenig wie Securities. Unten wurde ausgelassen getanzt und oben, an einer kleinen improvisierten Bar, getrunken. Die WC Schlange war legendär. Ein einziges WC für alle Anwesenden und ein Typ hat sich darin, schwerst betrunken, eingeschlossen. Verzweifelte Mädls versuchten vergebens die Tür einzutreten und meine Laune wurde immer besser. Nach einem Tänzchen mit meiner Holden und dem einen oder anderen Getränk, machte sich meine Hand bemerkbar. Der Kabelbinder. Der Scheiß hat sich im Laufe der Nacht immer weiter zugezogen und jeder hilflose Versuch ihn runterzureissen oder über meine Hand zu ziehen, war vergebens und zogen ihn noch enger zu. So blieb am Ende nur noch eines übrig: Feuerzeug raus und runterbrennen.
So ziert bis heute eine kleine Narbe mein linkes Handgelenk, die mich auf ewig an diese besondere Feier in der Villa Hahn erinnern wird. Ich hätte zu gerne das Gesicht der Eigentümer am nächsten Tag gesehen. Wenige Jahre später wurde die Villa dann renoviert und so erstrahlt sie seither im neuen Glanz. Jedes einzelne mal wenn ich bei der Villa vorbeifahre, muss ich zufrieden an diesen denkwürdigen Abend denken und dabei schmunzeln, denn ich bin wirklich froh, damals dabeigewesen zu sein.
Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Villa_Hahn,_Baden.jpg