Zwei Teenager sitzen einander zugewandt auf einer Parkbank und teilen sich eine Pizza. Ihre Haare sind noch nass vom Schwimmen und neben ihnen angelehnt, stehen ihre stark ramponierten Skateboards. Sie ist eine der unkomplizierten, er ein netter Kerl. Die Szenerie kommt mir vertraut vor und ich habe umgehend einen Sommerflashback. Szenenwechsel.
Meine Haut ist gebräunt und es riecht überall nach Sommer. Der Sprung in das kalte Sportbecken ist wie immer eine Überwindung die sich lohnt. Diese drei Sekunden Kälteschock gehören zum Sommer wie Erdbeercornetto und Sonnencreme. Während ich meine Längen schwimme, wandert mein Blick durch das riesige Freibad und ich erkenne vieles wieder. Da sind die coolen Teenager Jungs, die am Beton liegen und jede Sekunde darauf bedacht sind, ihre Körper bestmöglich zu präsentieren. Es gibt die Basketball Jungs, die Volleyball Jungs und die viel zu selbstbewussten Turmspringer, die unermüdlich ihre Saltos und Schrauben vorzeigen. Nach außen hin unsterblich, doch innen zerbrechlich wie Porzellan. Ein paar Meter weiter liegen die Mädchen, die viel zu attraktiv und frühreif für ihr Alter sind. In ihrer gespielten coolen Zurückhaltung schwingen unzählige Unsicherheiten mit. Zehn Sekunden genügen, um zu bemerken, dass sie einzig und allein darauf bedacht sind, gut auszusehen. Sitzt der Bikini, passen die Haare, hat er echt zu mir rüber gesehen? Es hat sich in den letzten 25 Jahren also nicht viel verändert, außer dass die Jugend deutlich größer ist als früher und die Jungs offenbar allesamt mit 14 beginnen zu trainieren.
Es wird aus der Distanz geflirtet was das Zeug hält, doch so richtig zugeben möchte das in der eigenen Clique niemand. Man verliebt sich dennoch, verliert sich und ist sich in dem Augenblick nicht bewusst, dass man diesen Sommer sein Leben lang nicht mehr vergessen wird. Ich tauche unter und halte die Luft an. Diese ganzen Szenerien münden erneut in einem gewaltigen Flashback – als ich selbst einer von ihnen war – nach der Schule am Beton lag und “dazugehörte”. Zu cool für alles, zu genervt von allem – und dennoch irgendwie zufrieden mit Musik im Ohr, im letzten Bus ohne Klima nach Hause.
Manchmal wünscht man sich nochmal in diese Zeit zurück – doch dann ist es irgendwie auch in Ordnung und schön zu sehen, dass sich die Dinge nicht verändert haben. Der Hochsommer und die Sommerferien stehen vor der Türe und in den nächsten 70 Tagen werden viele dieser Teenager DEN Sommer ihres Lebens verbringen. Mir werden die Tage hingegen noch mehrere Sommerflashbacks bescheren, aber das ist ok so – und wer weiß – vielleicht ist dieser Sommer ja auch für mich einer, den ich mein Leben lang nicht mehr vergessen werde, ich weiß es nur selbst in diesem Moment noch nicht.