Die durchschnittlichen Bewohner der Stadt Kopenhagen tragen keine Hauben. Selbst bei – 5 Grad und kaltem Wind steigen sie lächelnd auf ihre schwarzen Fahrräder, um auch bei Nacht, entspannt von A nach B zu kommen. Sie sind kälteressistent und nach außen hin sorgenfrei. Sie posen auch nicht mit besonders toller Mode oder luxuriösen Autos. Sie sind in jeder Hinsicht zurückhaltend und lassen die Stadt, ihre Museen, die mächtigen Bauwerke und ihre besondere Geschichte für sich sprechen.
Masucci, Modigliani, Wegmann
Eines dieser besonderen Bauwerke ist das SMK Statens Museum for Kunst. Die dänische Nationalgalerie hat mich heute beinahe zu Freudentränen gerührt – besser gesagt einige der dort dargestellten 2600 Werke. Agostino Masuccis Mariæ bebudelse aus 1748 hatte schon etwas magisches an sich, doch dann ging es in den Raum der Französischen Kunst von 1900-1930. Wenn man laufend Kunstbücher liest, Kunstpodcasts hört, sich Dokus darüber ansieht und dann in einem Raum mit all diesen so vertrauten Gemälden steht, wirkt das überwältigend. Der Raum startete mit Gemälden von Raoul Dufy, Georges Braque und Kees van Dongen. Danach folgten die berühmtesten aller Matisse Gemälde, Georges Rouault und – Modigliani. Ich bin mir nicht sicher ob ich schon jemals vor einem originalen Modigliani stand – aber “Alice” hat mich in dem Moment sprachlos gemacht.
In der Hirschsprung Collection meinte es dann Bertha Wegmann: ‘A young girl” aus 1885 besonders gut mit mir. Das Gemälde war mein persönliches Highlight dieses charmanten Museums.
Hygge – das Glück der Dänen
Der zweite Akt brachte neben jeder Menge Kunst also nicht viel philosophisches mit sich, außer die Gewissheit, dass die Dänen ganz offensichtlich und deutlich spürbar, ein glückliches Volk sind. Der Grund darin liegt wohl in der dänischen Tradition und Lebensweisheit “Hygge” begründet.
Hygge bedeutet eine gemütliche, herzliche Atmosphäre, in der man das Gute des Lebens zusammen mit lieben Leuten genießt. Das warme Licht der Kerzen ist Hygge.
Im Vergleich zum Wiener Grantler oder zum Österreichischen Durchschnitts-Pessimisten der immer etwas findet, worüber er nörgeln kann – ist Hygge eine wahre Wohltat und etwas, dass uns allen bestimmt auch gut tun würde.
Der zweite Akt endet daher mit der Erkenntnis, dass man keine Haube benötigt, wenn man genug Hygge in sich trägt.
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